Die Kraft der Empathie
Bestatterinnen und Bestatter geben Menschen in einer absoluten Ausnahmesituation Halt, hören genau zu, spenden Trost, helfen, wo Sie können. Durch Ihre Fähigkeit zur Empathie, durch Ihr Einfühlungsvermögen, fühlen Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes in ihren Kunden hinein und verstehen seine Bedürfnisse, selbst wenn er diese nicht in Worte fassen kann.
Empathie – was ist das eigentlich?
In der Fachliteratur finden sich zahlreiche Definitionen. Darunter die drei Formen der Empathie nach Lawrence Shaw, Elizabeth Segal, Tharrenos Braitsis und Co-Autoren: [1]
- Emotionale Empathie (auch emotionale Sensitivität)
Unter emotionaler Empathie verstehen die Autoren die Fähigkeit, das Gleiche zu empfinden wie andere Menschen. Was auch das Wort Mitgefühl beschreibt. - Kognitive Empathie
Mit kognitiver Empathie bezeichnen die Autoren die Fähigkeit, neben den Gefühlen, auch die Absichten und Gedanken von anderen Menschen zu verstehen und aus diesem Verständnis heraus direkte Schlussfolgerungen über ihr gezeigtes Verhalten abzuleiten. - Soziale Empathie
Soziale Empathie bezeichnet laut der Autoren die Fähigkeit, das Verhalten sozialer Systeme nicht nur zu verstehen, sondern auch vorherzusagen. Zu diesen sozialen Systemen gehören beispielsweise Mannschaften, Unternehmen, Parteien aber auch Familien und andere Formen zwischenmenschlicher Beziehungen.
Typische Eigenschaften besonders empathischer Menschen – erkennen Sie sich in manchen wieder?
Besonders empathische Menschen zeichnen sich durch verschiedene Charakteristika aus. Beispielsweise sind sie gern mit sich allein, um die vielen Emotionen, die sie von anderen in sich aufnehmen, verarbeiten zu können. Sie meiden eher große Menschenansammlungen und tanken gerne Kraft in der Natur. Empathische Menschen sind sehr intuitiv, spüren negative wie positive Schwingungen ganz genau und können Denkprozesse leicht verfolgen, ohne wirklich über das Thema Bescheid wissen zu müssen.
Empathen sind sehr gute Zuhörer, kümmern sich aber oft zu wenig um sich selbst und sind leicht erschöpft, da sie häufig damit beschäftigt sind, sowohl Freunden als auch Fremden zu helfen. Sie laufen leicht Gefahr, sich von negativen Energien schnell herunterziehen zu lassen. Tatsächlich können empathische Menschen sogar die körperlichen Leiden wie eine Erkältung oder Kopfschmerzen von anderen übernehmen. Gezeigte Gewalt können sie kaum ertragen. Traurige Menschen fühlen sich zu Empathen in besonderer Weise hingezogen, weil es ihnen leichtfällt, sich ihnen gegenüber zu öffnen. Ein Übermaß an Empathie kann bei einfühlsamen Menschen, wenn sie sich selbst aus den Augen verlieren, jedoch zu einer empathischen Erschöpfung führen – wie beispielsweise zu Burn-out.
Mitleid versus Mitgefühl
Ist geteiltes Leid wirklich halbes Leid? Oder nimmt das Mitleiden uns die Kraft in Krisensituationen zu helfen? Denken Sie sich einmal mit uns in folgende aktuelle Situation: Sie sehen im Fernsehen Menschen, in deren Heimatland ein erbarmungsloser Krieg herrscht. Alles, was sich diese Menschen über viele Jahre mühsam aufgebaut haben, müssen sie auf das Nötigste reduzieren und in einen Rucksack packen. Von einem Moment auf den anderen müssen sie fliehen, haben dabei entsetzliche Angst um ihr Leben, um das ihrer Familie und Freunde. Wenn wir Mitleid empfinden, leiden wir mit den Betroffenen mit, sind aber gleichzeitig erleichtert, dass wir uns nicht in der gleichen Situation befinden. Dieses Mitleiden lähmt uns und versetzt uns in eine passive Haltung.
Verspüren wir Mitgefühl, fühlen wir mit den Menschen in Not mit, versetzen uns in ihre Lage, verstehen ihre Bedürfnisse und sehen, welche Hilfe sie von uns benötigen. Wir leiden aber nicht mit, sondern nehmen genügend Abstand ein, um Lösungen zu finden und Schritte zu unternehmen, um ihnen zu helfen.
Mitgefühl ist damit aktive Zuwendung, die helfen und etwas zum Besseren bewegen kann. Diese Kraft der Empathie zeigen Bestatterinnen und Bestatter Tag für Tag.
[1] Definitionen und Klassifikation von Empathie
Autorin:
Ramona Peglow
Bild:
pexels.com/Andrea Piacquadio